Literat
Renner liest seiner Tochter vor Gedicht "Proletarierwünsche" von Renner Renners Lebenserinnerungen Staatshymne von Renner und Kienzl Das Weltbild der Moderne
Von früher Jugend an hatte Renner eine sehr ernsthafte Beziehung zur Sprache, vor allem versuchte er sich in der kurzen Ausdrucksweise der Lyrik, rhythmisch, reimend, manchmal extatisch. Er reimte für Freunde, Familienmitglieder, für Festschriften, Zeitungen und Arbeitervereine und füllte damit bewusst qualitativ ein Vakuum auf. Als Elfjähriger träumte er vom Beruf eines Schreibers und verfasste erste Verse anlässlich der Vermählung des Kronprinzenpaares 1881. Dieses Versemachen ließ ihn nicht mehr los. Das erste Gedicht veröffentlichte Renner 1898 im „Naturfreund“ und hatte den Titel „Den Hammer fort“. Er publizierte in den Maifestschriften, in den „Glühlichtern“ und in den Arbeiterkalendern, ab 1901 auch in der Arbeiter-Zeitung. Manchmal benutzte er wegen seines Beamtenstatus auch für Lyrik und kurze Prosa Pseudonyme. Renner präsentierte sich im Stil der damaligen Arbeiterdichtung wie Wenzel Holek, Ferdinand Hanusch oder Alfons Petzold und stand als Lyriker im Literaturerlebnis des deutschen Gymnasialunterrichts. Im Frühjahr 1902 unternahmen die 3 führenden Austromarxisten – Karl Renner, Otto Bauer und Rudolf Hilferding einen gemeinsamen Ausflug. Renner schrieb darüber das Gedicht „Freundschaft“. Diese Freundschaft erfuhr durch politische Divergenzen zwar arge Schrammen, das Gedicht bezeugt aber die Tiefe der Verbundenheit und klang so aus: „Die Achse aber, die feste, dran Mann und Rad und Ross, das war vom Gefährt das beste: Die Freundschaft, die uns umschloss!“ Karl Renner Rudolf Hilferding Zum ersten Jahrestag der Gründung der Ersten Republik urgierten die Militärs eine neue Staatshymne. Eingelangte Textvorschläge sollen Renner missfallen haben, sodass er selbst gleichsam über Nacht „Deutschösterreich, Du herrliches Land, wir lieben Dich“ schrieb. Renner ersuchte den Komponisten Wilhelm Kienzl um eine Melodie dazu.. Im Hause Kienzls sagte Renner rhythmische Änderungen am Gedicht zu und zeigte sich von der Musik erfreut. Die Hymne setzte sich nicht durch, sie wurde nach 1945 mit „Mein Österreich“ wieder veröffentlicht. Die Welt der Intellektuellen übte auf Renner einen besonderen, sein Handeln befruchtenden Reiz aus. Als Kreativer dürfte er auch selbst in diesem Milieu Bestätigung gesucht haben. Er war auch zutiefst Lehrer, gleichgültig ob er schrieb oder vortrug. Was hatte er nur an Schriften geschaffen: 141 Bücher und Broschüren, 554 Zeitungsbeiträge, 222 parlamentarische Reden bis 1933, 71 sonstige Vorträge nach 1945, insgesamt 988 bibliographisch erfasste Arbeiten. Nicht eingerechnet die wenigstens 200 Versammlungsreden. 1946 wurden Renners Lebenserinnerungen „An der Wende zweier Zeiten“ veröffentlicht, belletristisch von großer Qualität. 1950 kam der Gedichtband „Lyrisch-soziale Dichtung“ heraus. 1954 - 4 Jahre nach Renners Tod, erschien schließlich sein Lehrgedicht „Das Weltbild der Moderne“ , das noch Jahrzehnte später in der Hofburg gestapelt war. „Die Presse“ schrieb zwar vom dichterischen Höhenflug Renners, der im Universum daheim war und die wahren Helden der Menschheit beschrieb, es war aber Lukrez nachempfundene langatmige Lyrik.
Gedicht „Proletarierwünsche
Renner liest seiner Tochter vor
Hymne von Renner und Kienzl
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